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Responsal forte

Schachtel

Beitrag

von: Hans Stötter, Bernhard Kernegger und Helga Kromp-Kolb

Typ: Erfolgsgeschichten

Jahr: 2025

Nachhaltigkeitsziele: SDG 1-17

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Gebrausinformation/ Information für Anwender:innen
Responsal forte
Wirkstoff: Transformin
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Was ist RESPONSAL®forte und wofür wird es angewendet?

Der Hauptbestandteil von RESPONSAL®forte ist Transformin, ein von UniNEtZ in sechs Jahren Projektlaufzeit entwickelter „Wirkstoff“.

RESPONSAL®forte ist angezeigt bei jeglicher Symptomatik, die sich aus einer ernüchternden Gegenwartsdiagnose ergibt: Das Missverhältnis zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und nicht-nachhaltiger Entwicklung in Form massiver Überschreitungen natürlicher planetarer Grenzen dauert weiter fort, ohne ein erkennbares, adäquates Gegensteuern (too little, too late).

Konkret wirkt RESPONSAL®forte verändernd auf die individuelle Geisteshaltung von Hochschulangehörigen sowie die institutionelle Positionierung von Hochschulen; letztere werden im Erreichen ihrer selbstgesetzten Ansprüche, formuliert etwa im Manifest für Nachhaltigkeit (uniko, 2020) oder im Papier Universitäten 2030: was zu tun ist (uniko, 2024), gestärkt: als Impulsgeberinnen für innovative, zukunftsfähige Lösungen und Motoren für nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung.

Unzweifelhaft braucht es zur nachhaltigen Überwindung dieser komplexen globalen Herausforderungen eine sozial-ökologisch-ökonomische Transformation der Gesellschaft. Damit diese gelingen kann, sind sowohl evidenzbasierte top-down wirksame, politische und administrative Rahmensetzungen als auch ebenfalls auf wissenschaftliche Evidenz basierende bottom-up Handlungen durch eine Mehrheit der Bevölkerung notwendig. EssentielleVoraussetzung dafür sind erfolgreiche transformative Dialoge (Third Mission) an den Schnittstellen zwischen Wissenschaft und Politik/Verwaltung einerseits sowie zwischen Wissenschaft und Gesellschaft andererseits, deren Gestaltung zu einem großen Teil in die Verantwortung von Hochschulen als wesentliche Institutionen der Wissenschaft und Kunst fallen.
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RESPONSAL®forte fokussiert auf diese in uniko-Positionspapieren selbstauferlegte Verantwortung von Hochschulen — ganz im Sinne der von UniNEtZ aus einer normativ ethischen Perspektive formulierten Erkenntnis: „Wer von Missständen weiß und schweigt, wer von Handlungsnotwendigkeiten weiß und nicht handelt, macht sich für nicht-nachhaltige Entwicklungen mitverantwortlich.“ und der daraus resultierenden Forderung nach transformativer Ausrichtung und Wirksamkeit.

In diesem Sinne setzt RESPONSAL®forte neue Maßstäbe hinsichtlich des Selbstverständnisses von Verantwortung und der daraus resultierenden Rolle von Hochschulen und ihren Angehörigen im Allgemeinen und an der viel diskutierten, aber kaum funktionierenden Schnittstelle zur Gesellschaft (Third Mission) im Speziellen.

In der Version forte von RESPONSAL® kommt die Dringlichkeit der transformativen Wirkung der Dialoge an dieser Schnittstelle zum Ausdruck.
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Impressionen aus dem Projekt UniNEtZ

Angesichts des initialen Unterfangens des Projekts UniNEtZ (Universitäten und Nachhaltige Entwicklungsziele), aus akademischer Perspektive in Form eines Optionenberichts einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung in Österreich zu leisten, entbrannte sehr schnell eine Diskussion bezüglich der „Sprechweise“ der geplanten Publikation, die sich auf folgende Fragen fokussierte: Geht es um eine rein wissenschaftlich-sachliche Aufbereitung? Dürfen und/ oder wollen Empfehlungen ausgesprochen werden? Ist es zulässig oder sogar notwendig, als Zusammenschluss von Wissenschaftler:innen und Künstler:innen, Forderungen an die politisch Verantwortlichen zu stellen? Die damalige Antwort war ein Aufzeigen von Handlungsoptionen, mit einer wissenschaftlichen Bewertung über die zu erwartenden Folgen bei Umsetzung — positiv wie negativ — ganz im Sinne der IPCC Berichte: “policy relevant, not policy prescriptive”. Ein Erheben von Forderungen wurde zu diesem Zeitpunkt noch mit deutlicher Mehrheit, weil zu weit entfernt vom altbewährten Rollenbild, verworfen.

Zu Beginn von UniNEtZ II löste die Frage der (Neu)positionierung von Wissenschaftler:innen, Hochschulen und Wissenschaft in der Außenwirkung, durch Verlassen der quasi neutralen Position von politikrelevanten Vorschlägen zu klaren Forderungen, die dem Charakter von policy prescriptive (statt policy relevant) entsprechen, intensive Diskussionen aus. Die folgenden Aktivitäten in UniNEtZ II standen nicht mehr im Zeichen der Frage, ob ein Dialog zwischen Projektbeteiligten und gesellschaftlichen Verantwortungsträger:innen im Einklang mit universitären Rollenbildern steht, sondern waren einem Ausloten von konkreten Projekten zur Bewusstseinsbildung und gesellschaftlicher Transformation gewidmet. Zu nennen sind hier die Gestaltung von gemeinsamen Sitzungen mit der IMAG (interministerielle Arbeitsgruppe zur Umsetzung der Agenda 2030 in Österreich), eine kritische Interaktion mit Statistik Austria zur Messung des Fortschritts bei der Erreichung der Sustainable Development Goals (SDGs), die Vertiefung themenspezifischer Kooperationen auf unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen und vor allem der Aufbau einer intensiven Kooperation mit dem Österreichischen Parlament.

Spätestens mit dem Auftritt der für die einzelnen SDGs verantwortlichen Wissenschaftler:innen im Parlament wurde deutlich, dass eine Veränderung im Rollenverständnis der handelnden Personen — im Sinne einer Metamorphose — stattgefunden hatte. Anstatt zu fragen, ob das öffentliche Interagieren mit Politik und öffentlicher Verwaltung aus Sicht traditioneller wissenschaftlicher Verhaltensweisen überhaupt „zulässig“ ist, wurde intensiv an konkreten Formen und Rahmenbedingungen für solche Interaktionen gearbeitet. Dabei erwiesen sich erneut die künstlerische Inszenierung und das Öffnen neuer Orte und Formate für Dialog als kraftvolle Mittel, die von internen und externen Beteiligten gleichermaßen als wertvoll und produktiv geschätzt wurden. All diese Impulse mündeten schließlich in die Erkenntnis, dass nach außen gerichtete Forderungen nach gesellschaftlicher Transformation nur dann glaubhaft sind und folglich auch nur dann wirksam werden können, wenn zugleich auch konkret über Transformation nach innen nachgedacht und diese letztendlich auch realisiert wird.
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Anwendung und Wirkung:

RESPONSAL®forte wird zwar äußerlich angewendet, ist jedoch innerlich wirksam, indem es eine Metamorphose des Wertesystems und der Geisteshaltung nach innen und der an normativ ethischen Prinzipien ausgerichteten Positionierung nach außen auslöst.
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Impressionen aus dem Projekt UniNEtZ

Das Narrativ der Metamorphose greift auf das 2017 erschienene Buch von Ulrich Beck: „Die Metamorphose der Welt“ zurück, in dem die radikale Umwandlung des Mensch-Umwelt-Systems angesichts des Klimawandels diskutiert wird.

„Die Metamorphose der Welt ist mehr und etwas anderes als eine Evolution … nämlich: eine epochale Veränderung der Weltbilder. Allerdings wird diese Veränderung der Weltbilder nicht durch Kriege, Gewalt oder imperiale Aggression bewirkt, sondern durch die Nebenfolgen erfolgreich absolvierter Modernisierungsschritte — zum Beispiel der Digitalisierung oder der Voraussage einer vom Menschen herbeigeführten Klimakatastrophe.

»Weltbild« heißt, es gibt für jeden cosmos einen zugehörigen nomos, in dem sich empirische und normative Gewissheiten zu einem Bild dessen verbinden, was die jeweilige Welt in Vergangenheit wie Zukunft ausmacht. Diese »Fixsterne«, diese unerschütterlichen Gewissheiten, sind in Bewegung geraten. Sie metamorphosieren, sie verwandeln sich auf eine Weise, die sich als »Kopernikanische Wende« beschreiben lässt.

Daher lässt sich eine Metamorphose als umfassende Verwandlung definieren, aus der ein vollständig anderer Typus, eine andere Realität, eine andere Art des In-der-Welt-Seins, der Weltsicht und des politischen Handelns hervorgehen.“

Nach Beck weist die Wandlung des Weltbilds zwei Dimensionen auf, deren eine dessen Rahmen, die andere Praxis und Handeln betrifft (Beck 2017: 39). Demnach ist zu hinterfragen, inwieweit die von UniNEtZ ausgelösten Prozesse der Verwandlung auf der Ebene der an UniNEtZ aktiv Mitwirkenden wirksam geworden sind — und möglicherweise sogar auf die Ebene der Universitätsangehörigen insgesamt bzw. die strukturelle Ebene der Universität als Institution des Wissenschaftssystems ausgestrahlt haben.
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Nach innen wirkt die durch RESPONSAL®forte ausgelöste Metamorphose ...

  1. ... auf der individuellen Ebene, indem es eine Selbsttransformation von Hochschulangehörigen aller Statusgruppen anregt.
  2. ... auf der institutionellen Ebene durch Auslösung eines gesamtinstitutionellen Prozesses der Transformation des Hochschulsystems, welcher alle Handlungsfelder umfasst.
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Impressionen aus dem Projekt UniNEtZ

Sehr früh wurde deutlich, dass mit UniNEtZ Neuland betreten wird. Am besten lässt sich dies anhand einer Aussage von Margit Scherb (Universität für Bodenkultur Wien) erkennen, die in einer internen Sitzung ganz am Anfang von UniNEtZ 2019 prognostizierte: „Nach dem Projekt UniNEtZ wird die österreichische Universitätslandschaft nicht mehr die gleiche sein!“. Diese Aussage bringt es auf den Punkt und wirft zugleich Fragen auf.

Wie sieht ein Veränderungsprozess aus, der das Universitätssystem so grundlegend verändert, dass die Aussage, es sei vorher und nachher nicht mehr gleich, gerechtfertigt ist? Ist dies eine so tiefgreifende Veränderung, dass der Begriff „Metamorphose“ sensu Beck (2017) angebracht ist, und “Giant Leaps” sensu Dixson-Declève et al. (2022) möglich sind?

Im Herbst 2022 wurde die UniNEtZ-Grundsatzerklärung “Transformation von Hochschulen zu Wegbereiterinnen gesellschaftlicher Nachhaltigkeit” verabschiedet und in einer Großveranstaltung an der Universität Mozarteum Salzburg zur Diskussion gestellt. Aufgrund von zum Teil heftigen Reaktionen von Universitätsleitungen auf einzelne Forderungen sowie der Frage nach der Legitimation von UniNEtZ, als Projekt hochschulpolitische Forderungen an seine eigenen Trägerinstitutionen zu erheben, wurde in Folge das Label “Anstoß zu einer überfälligen Diskussion” hinzugefügt.

Rückblickend war die Veröffentlichung der Grundsatzerklärung nicht nur ein entscheidender Impuls für die inhaltliche Fokussierung des UniNEtZProjekts und die daraus resultierenden Erfolge, sondern auch ein Katalysator für intensive Diskussionen auf Ebene der österreichischen Universitätenkonferenz. Sie markierte damit einen Wendepunkt im Transformationsprozess, der neue Perspektiven eröffnete und nachhaltige Entwicklungen anstieß — auch wenn er von einigen Rektoraten als Herausforderung für die gewohnte Autonomie in der strategischen Ausrichtung ihrer Universitäten empfunden wurde.
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Impressionen aus dem Projekt UniNEtZ

Von Beginn des Projekts an war klar, dass Studierende im UniNEtZ-Prozess eine aktive Rolle einnehmen sollen, beziehen sich doch alle Anstrengungen in Richtung Nachhaltigkeit auf zukünftige Entwicklungen und fokussieren damit auf die heute junge Generation — und nicht zu vergessen, sind die Studierenden doch die mit Abstand größte Statusgruppe der Hochschulangehörigen.

Als weniger klar erwies sich, wie dies gelingen könnte. In UniNEtZ I wurde der studentische Verein forum-n als gleichgestellter Partner auf Augenhöhe ins UniNEtZ-Konsortium eingebunden. Im Kontext des Optionenberichts entstanden Master- und Diplomarbeiten wie auch Dissertationen, von denen einige in einer eigenen Beilage zur Zeitschrift Gaia publiziert wurden. Dennoch wurde diese Einbindung als unbefriedigend empfunden, da sie doch kaum über gängige universitäre Praxis hinausreichte.

Ein wirklicher Schritt vorwärts gelang erst in UniNEtZ II, als der Schwerpunktbereich “Transformation im Handlungsfeld Lehre” ins Leben gerufen wurde und in die Verantwortung von Studierenden gelegt wurde. Die Studierenden konnten damit eine wesentlich aktivere Rolle einnehmen und traten in Folge wiederholt prominent in Erscheinung, sei es in Abstimmungsprozessen mit dem BMBWF über die Zukunft der Schul- und Hochschulbildung, in der Entwicklung einer Toolbox für universitäre Lehre oder in der Formulierung von wesentlichen Zukunftsbausteinen im Rahmen des Zukunftsdialogs.

Eine eigens eingesetzte Studierendenkoordination identifizierte von Studierenden selbst verantwortete Lehre als wesentlichen Hebel für Transformation. Dazu entwickelten die Studierenden ein Konzept für eine hochschulübergreifende Lehrveranstaltung “Campus of Change” und setzten diese in Kooperation mit der Österreichischen Hochschüler: innenschaft mit fünf beteiligten Universitäten um.
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Nach außen wirkt die durch RESPONSAL®forte ausgelöste Metamorphose speziell an der Schnittstelle von Wissenschaft allgemein und Hochschulen im Speziellen zu Politik und Verwaltung.
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Impressionen aus dem Projekt UniNEtZ

Im Rahmen der Recherchen für den Optionenbericht wurde von UniNEtZ wissenschaftlich begründete Kritik an einzelnen Indikatoren der an die UN zu sendenden „Agenda 2030: SDG-Indikatorenberichte“ zum Ausdruck gebracht. Aus der daraus resultierenden konfrontativen Position wurde in mehreren intensiven Diskussionsrunden mit Statistik Austria, die durch die Bundesregierung mit der Entwicklung des nationalen SDG-Indikatorensets beauftragt war, zu einer konstruktiven Zusammenarbeit gefunden, die zur Entwicklung neuer Indikatoren durch UniNEtZ führte. Inzwischen liegen elf neue Indikatoren vor, durch die die reale Situation der Umsetzung der SDGs in Österreich besser abgebildet wird, und die in eine nächste Nachhaltigkeitsberichterstattung Eingang finden sollen.

Als weitere Erfolgsgeschichte an der Schnittstelle zu Politik und öffentlicher Verwaltung ist die Einladung der IMAG (Interministerielle Arbeitsgruppe zur Umsetzung der UN-Agenda 2030 in Österreich) zur Gestaltung einer gemeinsamen Sitzung zu sehen, aus der eine Reihe weiterführender Aktivitäten auf Ebene einzelner SDGs resultierte. Die NGO-Dachorganisation SDG-Watch Austria hat von Beginn an eng mit UniNEtZ zusammengearbeitet, so dass die Expert:innen von UniNEtZ inhaltliche Beiträge liefern und beim jährlichen SDG-Dialogforum eine prominente Bühne bekommen konnten.

Eine Kooperation mit dem Österreichischen Parlament wurde zuerst als ein Begleiten von Plenartagen mit Fokus auf jeweils ein SDG konzipiert. Der professionelle Auftritt durch perfekte Abstimmung zwischen fachlichen Inhalten und künstlerischer Aufbereitung zeigte sich schnell als wirksames Instrument zur Konfrontation der Nationalratsabgeordneten mit den SDGs und den dazu entwickelten Optionen und Maßnahmen. Aus der positiven Zwischenevaluierung der Kooperation im Frühjahr 2023 resultierte deren Aufnahme als Erfolgsgeschichte und prominente Darstellung im zweiten Freiwilligen Nationalen Bericht Österreichs an die UN zur Umsetzung der Agenda 2030.

Bald nach Rückübersiedlung des Parlaments in sein historisches Gebäude an der Ringstraße fiel die Entscheidung zur Behandlung aller noch verbleibenden SDGs in einer groß angelegten Veranstaltung im neu renovierten Plenarsaal des Nationalrats. Der „Abend der SDGs“ hinterließ großen Eindruck bei den beteiligten Abgeordneten und auf der fast vollständig besetzen Besucher*innengalerie (vgl. Parlamentskorrespondenz Nr. 162 vom 28.2.2024).
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Dosierung im Hochschulbereich:

Wenden Sie RESPONSAL®forte, wenn von Ihrer/Ihrem Nachhaltigkeitskoordinator:in nicht anders verordnet, folgendermaßen an:

Mögliche Nebenwirkungen im Hochschulbereich

Wenn Sie sich der Behandlung mit RESPONSAL®forte unterziehen, sind mögliche Nebenwirkungen nicht auszuschließen:

  1. Berücksichtigung von normativ-ethischen Überlegungen in Ihren Lehrveranstaltungen und damit verbunden eine neue Qualität im Dialog mit Studierenden (sehr häufig)
  2. Hinterfragen der Regeln des aktuell rein auf Publikationen und Drittmittel ausgerichteten Leistungsprinzips (sehr häufig)
  3. Horizonterweiterung betreffend den „Impact“ wissenschaftlicher Leistungen als mehr als ein Zitationsindex (häufig)
  4. Erweitern Ihres Rollenverständnisses als Wissenschaftler:in oder Künstler:in um die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung (besonders häufig bei empathiefähigen Menschen)
  5. Gefühl der Wirksamkeit und Sinnhaftigkeit Ihres Tuns (häufig bei Menschen mit hoher Reflexionsbereitschaft)
  6. Radikal transformative Ausrichtung der Forschungstätigkeit (gelegentlich)
  7. Missbilligung seitens einiger Kolleg:innen als Reaktion auf Ihre persönliche Metamorphose (gelegentlich)
  8. Schmerzhafte Flucht- oder Umgestaltungsbewegungen aus der Komfortzone ihrer Scientific Community (gelegentlich)
  9. Überschießende Gestaltungseuphorie betreffend universitätsexterne Räume (gelegentlich)
  10. Erkenntnis, dass Wandel möglich ist — gerade dann, wenn er unwahrscheinlich erscheint (selten)
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Impressionen aus dem Projekt UniNEtZ

Gesellschaftliche Transformation als gemeinsame Herkulesaufgabe für die verschiedenen in UniNEtZ kooperierenden Forscher:innen erwies sich dabei als untrennbar von einer Selbsttransformation der Beteiligten — vor allem, weil die Verantwortung und der aktive Beitrag zur Gestaltung einer positiven Zukunft für Menschen und ihre Umwelt nicht nur Inhalt theoretischer wissenschaftlicher Auseinandersetzung, sondern vor allem auch intrinsische Motivation der Beteiligten war, in ihrer Rolle als Bürger:innen, Eltern oder empathische Persönlichkeiten. Die Reflexion und das Anerkennen dieser Verbindung von Forschungsgegenstand und persönlichem Engagement führte schließlich zu einer Metamorphose des Selbstverständnisses von wissenschaftlichen Expert:innen, mit sich daraus ergebenden Anforderungen an das Forschungs- bzw. Universitätssystem.

Darauf aufbauend konnte UniNEtZ in zunehmend intensivierter Interaktion mit gesellschaftlichen Akteur:innen völlig neue Potentiale für die Arbeit an gesellschaftlicher Veränderung eröffnen. Mit dem anhand einer wachsenden Zahl von Zukunftsbausteinen eröffneten Zukunftsdialog wurde gegen Ende von UniNEtZ II schließlich eine passende Form entwickelt und etabliert, um an der Schnittstelle von Universität und Gesellschaft wirksam zu werden. UniNEtZ lässt sich insofern auch als idealtypische Aktivität im Bereich der gesellschaftlichen Verantwortung von Universitäten verstehen, im Sinne des § 1 UG und des uniko-Manifests für Nachhaltigkeit (2020).

Diese mit UniNEtZ entwickelten Schnittstellenaktivitäten bergen ein nicht zu unterschätzendes Potential — nicht nur für die Universitäten, sondern auch für die liberale Demokratie. Gerät letztere unter Druck, wie das gerade in einer zunehmenden Zahl von Staaten der Fall ist, steigt auch der Legitimationsdruck auf die Universitäten als Hüterinnen und Generatorinnen wissenschaftlicher Evidenz, die in einer postfaktischen Gesellschaft zunehmend an Bedeutung zu verlieren drohen. UniNEtZ hat gezeigt, dass ein möglicher Ausweg in einer bewusst gesuchten engeren Verbindung von Universitäten und Gesellschaft liegen kann.

Für die direkt am Projekt Beteiligten erwies sich die Balance zwischen höchster persönlicher Motivation und den verfügbaren (eigenen) Arbeitsressourcen als problematisch — zumal unterschiedliche Projektpartner sehr unterschiedliche Beteiligungsstrategien verfolgten. Während manche Universitäten das Projektbudget für zusätzliche Stellen und Projektaktivitäten direkt zur Verfügung stellten, definierten andere einen Großteil der zugesagten Mittel als Inkind-Leistungen und damit im Grunde als Mehrarbeit bestehender Personen, die damit schwierige Drahtseilakte zwischen dem Nicht-Vernachlässigen ihrer bestehenden Aufgaben und ihrem Engagement für die UniNEtZ-Ziele bewältigen mussten. Die Tatsache, dass die etablierte Forschungsbewertungslogik fast ausschließlich auf Publikationen und Drittmittelakquise beruht, verschärfte diese Situation noch weiter, weil daraus oft ein unauflösbarer Widerspruch zwischen UniNEtZ-Beteiligung und der eigenen Karriereentwicklung entstand — eine über die Projektlaufzeit immer stärker wirksame Bremse für das anfangs scheinbar unerschöpfliche Engagement der handelnden Personen.

Trotz dieser insgesamt wenig förderlichen
Rahmenbedingungen stellte UniNEtZ für viele Beteiligte eine horizonterweiternde und fruchtbare Arbeitsbasis dar. Enge Kontakte zu Kolleg:innen weit entfernter Disziplinen erzeugten neue, bisher nicht berücksichtigte Perspektiven und ermöglichten völlig neue Diskurse — besonders auch in Verbindung von wissenschaftlichen und künstlerischen Feldern.
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„Klinische Studie“ zur Wirksamkeit an der Schnittstelle zwischen Hochschule, Politik, Verwaltung

RESPONSAL®forte hat alle vorgeschriebenen Phasen zum Test der Sicherheit und Wirksamkeit neuer Medikamente durchlaufen vom Test an den freiwillig Mitwirkenden am Projekt UniNEtZ (Phase I) über erste Tests an der „krankenden“ Third Mission-Schnittstelle (Phase II) bis hin zur groß angelegten Studie durch IMAD — Marktforschung zur Wirksamkeit vor der Zulassung zur Verstetigung (Phase III) durchlaufen. Die Wirksamkeit von RESPONSAL®forte wird durch zwei wesentliche Ergebnisse eindrucksvoll untermauert, so dass alle Voraussetzungen für die Verstetigung gegeben sind:

  1. Rund 83% der Respondent:innen bewerten dieArbeit von UniNEtZ als wichtig bis sehr wichtig,wobei besonders auf Bundesebene und von Personen aus Verwaltung und Organisation UNiNEtZ eine sehr hohe Relevanz zugeschrieben wird.

2. Mehr als 50% der Respondent:innen wünschtsich mehr Informationen über die Angebote und Unterstützungsmöglichkeiten von UniNEtZ.

Impressionen aus dem Projekt UniNEtZ

Einerseits wurde das Potential der Universitäten in vielen Gesellschaftsbereichen sichtbar und führte nicht nur zu Dialogprozessen, sondern vielfach auch zu konkreten Handlungen. Das im Rahmen einer extern durchgeführten Studie (IMAD, 2025) gesammelte Feedback zeigt deutlich, dass im Bereich Politik und öffentliche Verwaltung (Bund/Land/ausgewählte Gemeinden) den UniNEtZ-Aktivitäten hohe Wichtigkeit zugeschrieben wird, und dass aus Sicht vieler Befragter durch UniNEtZ konkrete Veränderungsschritte angeregt wurden. In diesem Sinne kann UniNEtZ als geradezu idealtypischer Beitrag zu einem positiven öffentlichen Image der Universitäten bezeichnet werden, auf dem künftig noch deutlich weiter in Richtung positiv belegter Außenwahrnehmung aufgebaut werden kann — weit effektiver und glaubhafter als durch jede beauftragte Image-Kampagne!

Darüber hinaus scheinen unmittelbare positive Kontakte zu politischen Entscheidungsträger:innen in Zeiten steigender Budgetdefizits umso essentieller, v.a. auch mit Blick auf die künftige Finanzierung der Universitäten. Je deutlicher der Wert und letztlich die Unverzichtbarkeit von Beiträgen aus Wissenschaft und Kunst zur nötigen gesellschaftlichen Transformation sichtbar wird, desto eher ist auch in den nächsten Leistungsvereinbarungsperioden mit ausreichender Finanzierung und damit starken Universitäten zu rechnen. Dass mit UniNEtZ die österreichischen Universitäten 2024 auf UN-Ebene als einzigartige best-practice auf globaler Ebene sichtbar wurden, ist jedenfalls schon weit mehr als nur ein guter Ausgangspunkt in diese Richtung.
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Dieser Abschlussbericht ist selbst ein Beispiel für eine ernsthafte Interaktion von wissenschaftlichen und künstlerischen Beiträgen. Der zunächst vom projektverantwortlichen UniNEtZ Lenkungsausschuss (Bernhard Kernegger, Helga Kromp- Kolb, Hans Stötter) textierte Abschlussbericht wurde aufgrund der künstlerischen Umsetzung als Medikament noch einmal von Grund auf überarbeitet, sodass nun Berichtsform und Darstellung ineinandergreifen.