/SDG 14: Leben unter Wasser

Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne nachhaltiger Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen

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Leitung:

Gerhard J. Herndl
Universität Wien
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Kontakt:

Helena Silberhumer
Universität Wien
Tel.: +43664 21 91 750
helena.silberhumer@univie.ac.at

Die Agenda 2030

Die Ozeane haben große Bedeutung für das globale Ökosystem und wir können immensen Nutzen aus ihnen ziehen – so speichern sie etwa mehr als 95% der durch den Menschen generierten Wärme und sind so ein unabdingbarer Faktor in der Klimakrise. Daraus wird ersichtlich, dass SDG 14 in unmittelbarem Zusammenhang mit einer Reihe anderer Nachhaltigkeitsziele steht (denen wir uns in Österreich bereits verschrieben haben): der Ozean hat weitreichende ökonomische Bedeutung für örtliche Siedlungen wie globale Abnehmer, beherbergt beachtliche Mengen an Ressourcen zur Nahrungsherstellung, fungiert als Kohlenstoffsenke und hat so eine unumstößliche Rolle und der globalen Ökologie wie Ökonomie (Eurostat 2022). Dementsprechend besteht hier mit Hinblick auf das planetare Gesamtsystem für jedes Land, das sich den UN-Nachhaltigkeitszielen verschrieben hat, Handlungsbedarf.

Über die Hälfte des globalen Bruttoinlandsprodukts hängt von der Natur und den von ihr erbrachten Leistungen ab (World Economic Forum, 2020). Die Natur wiederum unterliegt einem globalen Zusammenspiel verschiedenster Ökosysteme, die nicht isoliert voneinander betrachtet werden können – ihre Artenvielfalt, Stabilität und Gesundheit stehen in einem Abhängigkeitsverhältnis zueinander – somit kann man auch die SDGs nur als großes Ganzes betrachten, und kann nicht etwa eines ausnehmen, weil es diverse Interaktionen mit den übrigen hat. Offensichtlich sind hier die Abhängigkeiten der „Umweltziele“ voneinander, jedoch muss auch der wirtschaftliche, gesellschaftliche wie soziale Aspekt, der die Ozeane betrifft, beachtet werden.

Im Hinblick auf die Rolle von UniNEtZ in der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele ist hervorzuheben, dass diverse Universitäten in Österreich etablierte und international anerkannte Meeresforschung betreiben und somit zur internationalen wissenschaftlichen Zusammenarbeit im Sinne der Erreichung der SDGs beitragen.

Die Targets des SDG 14

14.1 Bis 2025 alle Arten der Meeresverschmutzung, insbesondere durch vom Lande ausgehende Tätigkeiten und namentlich Meeresmüll und Nährstoffbelastung, verhüten und erheblich verringern

14.2 Bis 2020 die Meeres- und Küstenökosysteme nachhaltig bewirtschaften und schützen, um unter anderem durch Stärkung ihrer Resilienz erhebliche nachteilige Auswirkungen zu vermeiden, und Maßnahmen zu ihrer Wiederherstellung ergreifen, damit die Meere wieder gesund und produktiv werden

14.3 Die Versauerung der Ozeane auf ein Mindestmaß reduzieren und ihre Auswirkungen bekämpfen, unter anderem durch eine verstärkte wissenschaftliche Zusammenarbeit auf allen Ebenen

14.4 Bis 2020 die Fangtätigkeit wirksam regeln und die Überfischung, die illegale, ungemeldete und unregulierte Fischerei und zerstörerische Fangpraktiken beenden und wissenschaftlich fundierte Bewirtschaftungspläne umsetzen, um die Fischbestände in kürzestmöglicher Zeit mindestens auf einen Stand zurückzuführen, der den höchstmöglichen Dauerertrag unter Berücksichtigung ihrer biologischen Merkmale sichert

14.5 Bis 2020 mindestens 10 Prozent der Küsten- und Meeresgebiete im Einklang mit dem nationalen Recht und dem Völkerrecht und auf der Grundlage der besten verfügbaren wissenschaftlichen Informationen erhalten

14.6 Bis 2020 bestimmte Formen der Fischereisubventionen untersagen, die zu Überkapazitäten und Überfischung beitragen, Subventionen abschaffen, die zu illegaler, ungemeldeter und unregulierter Fischerei beitragen, und keine neuen derartigen Subventionen einführen, in Anerkennung dessen, dass eine geeignete und wirksame besondere und differenzierte Behandlung der Entwicklungsländer und der am wenigsten entwickelten Länder einen untrennbaren Bestandteil der im Rahmen der Welthandelsorganisation geführten Verhandlungen über Fischereisubventionen bilden sollte. (Unter Berücksichtigung der laufenden Verhandlungen im Rahmen der Welthandelsorganisation, der Entwicklungsagenda von Doha und des Mandats der Ministererklärung von Doha.)

14.7 Bis 2030 die sich aus der nachhaltigen Nutzung der Meeresressourcen ergebenden wirtschaftlichen Vorteile für die kleinen Inselentwicklungsländer und die am wenigsten entwickelten Länder erhöhen, namentlich durch nachhaltiges Management der Fischerei, der Aquakultur und des Tourismus

14.a Die wissenschaftlichen Kenntnisse vertiefen, die Forschungskapazitäten ausbauen und Meerestechnologien weitergeben, unter Berücksichtigung der Kriterien und Leitlinien der Zwischenstaatlichen Ozeanographischen Kommission für die Weitergabe von Meerestechnologie, um die Gesundheit der Ozeane zu verbessern und den Beitrag der biologischen Vielfalt der Meere zur Entwicklung der Entwicklungsländer, insbesondere der kleinen Inselentwicklungsländer und der am wenigsten entwickelten Länder, zu verstärken

14.b Den Zugang der handwerklichen Kleinfischer zu den Meeresressourcen und Märkten gewährleisten

14.c Die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Ozeane und ihrer Ressourcen verbessern und zu diesem Zweck das Völkerrecht umsetzen, wie es im Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen niedergelegt ist, das den rechtlichen Rahmen für die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Ozeane und ihrer Ressourcen vorgibt, worauf in Ziffer 158 des Dokuments „Die Zukunft, die wir wollen“ hingewiesen wird.

Zur Situation in Österreich

SDG 14 hat zum Ziel, eine nachhaltige Nutzung und Instandhaltung der Ozeane sicherzustellen. Während Österreich über keine Küste verfügt und sich bisher der Umsetzung dieses Nachhaltigkeitszieles enthalten hat, müssen wir uns dennoch des Einflusses bewusst sein, den auch wir als Binnenland auf die Ozeane haben – und den sie auf uns haben.

Die gesteckten Ziele, die Verschmutzung und Versauerung der Meere sowie die Überfischung zu beenden und Küstenregionen und Ökosysteme zu schützen, zu erhalten und zu stärken betreffen allesamt auch Österreich als Mitverursacher der Schäden und Nutznießer.

Die Ozeane sind global eine bedeutende Nahrungsquelle. Als Binnenland wird unser Fischkonsum vor allem durch Importe aus dem Meer gedeckt, der Selbstversorgungsgrad liegt bei nur 7% (STATISTIK AUSTRIA, Versorgungsbilanzen 2021). Das bestehende Fischereisystem ist nicht nachhaltig, da die relevanten Speisefische, die auch Österreicher:innen gern konsumieren (Thunfisch, Hering, Lachs), allesamt am oberen Ende der Nahrungspyramide stehen. Die Schaffung eines Bewusstseins für den eigenen Konsum und dessen Auswirkungen ist für SDG14 wie zahlreiche andere Entwicklungsziele unabdinglich.

Geschätzte 80% der Müllverschmutzung im Meer finden ihren Ursprung im Landesinneren -der Eintrag von etwa Plastikmüll ins Meer erfolgt zu einem beachtlichen Teil über Flüsse und entstammt demnach auch Binnenländern wie Österreich, das über die Donau große Mengen an Plastikmüll ins Meer leitet (Hohenblum & Maier 2019).

Literatur

Hohenblum P., Maier N. 2019: Plastics in the Austrian Stretch of the Danube River: From Environmental Data to Action Plans at the Local, National, and International Level. In: Plastics in the Aquatic Environment - Part II. The Handbook of Environmental Chemistry, vol 112. Springer. p 157–162 https://link.springer.com/chapter/10.1007/698_2019_409 (14.10.2022)

STATISTIK AUSTRIA, Versorgungsbilanzen 2021 https://www.statistik.at/fileadmin/publications/SB_1-26-Versorgungsbilanzen-tierische-Produkte2021.pdf (14.10.2022)

WORLD ECONOMIC FORUM, 2020. Nature Risk Rising: Why the Crisis Engulfing Nature Matters for Business and the Economy [online]. In collaboration with PwC. World Economic Forum. Genf. new Nature Economic Series. https://www3.weforum.org/docs/WEF_New_Nature_Economy_Report_2020.pdf (12.10.2022)

Eurostat. Statistics Explained. 2022: SDG 14 - Life below water https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php?title=SDG_14_-_Life_below_water (14.10.2022)

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